Welpen und Junghunde

Wenn wir uns jetzt die einzelnen Alters- und Leistungsgruppen anschauen, dann sehen Sie, dass ich die Prozentzahlen (meistens) weggelassen habe. Oft deswegen, weil es keine solch vereinfachten Richtwerte dazu gibt. Häufig bedingt ein höherer Wert aber auch einen niedrigeren anderen, so dass es wichtiger ist zu verstehen, welche Wertveränderung wichtiger ist. Es kommt eher darauf an, ein Gefühl dafür zu entwickeln, wie sich die Rationsgestaltung im Vergleich zu einem normalen erwachsenen Hund ändern sollte. Da stören Zahlen manchmal.

Rohprotein

Welpen und Junghunde, so sehen Sie auf dem Bild, brauchen mehr Rohproteine als erwachsene Hunde. Sie müssen Knochen (die zur einen Hälfte aus Proteinen bestehen und zur anderen aus Mineralstoffen) und Muskeln aufbauen. Dazu benötigen sie die richtigen Bausteine. Und das sind Proteine! Ganz logisch also, dass die Ration diese Proteine bereitstellen muss.

Der Proteinbedarf (pro kg metabolisches Körpergewicht, Sie erinnern sich?) ist im ersten Lebensmonat am höchsten, aber da bekommen Welpen ohnehin nur Milch. Ab dem zweiten Monat dann füttert man dazu. Bis zum sechsten Monat hin nimmt der Proteinbedarf immer weiter ab, bis er dann im siebten Monat ungefähr den Bedarf eines erwachsenen Hundes hat.

Das hat damit zu tun, dass ein Welpe im ersten Lebenshalbjahr am schnellsten wächst und das Wachstum dann stark abflacht. Kleine Rassen sind mit 6 Monaten i. d. R. sogar schon ausgewachsen. Sie sehen, so dramatisch viel mehr braucht ein Welpe gar nicht. Die allermeisten Adultfutter, die es auf dem Markt gibt, haben so hohe Proteingehalte, dass es für Welpen sogar ausreichend wäre.

Übrigens: Durch den Proteingehalt wächst ein Welpe nicht schneller, es kommt lediglich auf den Energiegehalt eines Futters an!

Rohfaser

Ein Welpe braucht viele Nährstoffe und Energie. Da ist es wichtig, dass die Verdaulichkeit des Futters sehr hoch ist. Neben hochwertigen Inhaltsstoffen, die eine höhere Verdaulichkeit aufweisen, ist der Anteil der Rohfasern entscheidend. Je mehr Rohfasern ein Futter enthält, desto geringer ist die Verdaulichkeit des Futters. Die Verdauungsenzyme kommen dann einfach nicht mehr so gut an das Futter heran, um es aufzuschlüsseln. Ein Welpenfutter sollte daher nicht zu viel Rohfasern enthalten.

Es gibt eine Zwickmühle, in der sich die Hersteller befinden. Als Welpe und Junghund erlebt man viel Neues, tobt mit anderen Hunden, ist in der Welpenspielstunde etc. Alles das ist schön, aber bedeutet auch Stress für den Körper (Aufregung ist nichts anderes als Stress).

Das ist gar nicht schlimm, aber Stress beeinflusst die Verdauung unmittelbar. Daher haben Welpen immer mal wieder weichen Kot (auch durch Zahnwechsel usw.). Weicher Kot oder Durchfall ist nichts anderes als ein zu hoher Wasseranteil im Kot. Macht man mehr Rohfasern ins Futter, die ja unverdaulich sind, dann können diese Rohfasern im Dickdarm das überschüssige Wasser, das beim Welpen eben immer mal wieder vorkommt, binden. Der Kot wird fester.

Aber: Das ist erstens nur eine kosmetische Korrektur, da das Wasser ja immer noch drin ist, und zweitens senkt der höhere Rohfasergehalt die Verdaulichkeit des Futters im Dünndarm. Was tun?

Manche Hersteller machen einfach genug Rohfasern ins Futter, so dass der höhere Gehalt überschüssiges Wasser im Kot einfach bindet. Die Phasen und Tage mit weichem Kot, die eigentlich ganz normal sind bei Welpen und Junghunden, weil sie so viel „erleben“, werden dadurch ausgeglichen. Kein Besitzer wird stutzig oder stellt das Futter in Frage. Denn: Die geringere Verdaulichkeit, die damit einhergeht, sieht man ja nicht.

Andere Hersteller wiederum legen ihren Fokus mehr auf die optimale Versorgung des Welpen und Junghunds und arbeiten nur mit dem nötigen Rohfaseranteil (um eine gute Darmmotilität/Darmflora zu gewährleisten). Der Hund selbst sieht dann meist super aus, entwickelt sich prächtig (weil eben maximal verdaut werden kann), aber setzt immer mal wieder weicheren Kot ab. Ich will weder zum einen noch zum anderen richtig oder falsch sagen, Sie sollten nur die Hintergründe verstehen. Dann können Sie selbst urteilen.

Es gibt Doktorarbeiten zur Kotkonsistenz des Hundes im ersten Lebensjahr. Die allermeisten Gründe haben nichts mit dem Futter zu tun. Statt das Futter zu wechseln, kann manchmal eine „Kur“ mit magerem Hüttenkäse, der über das Futter getan wird, Wunder wirken.

Übrigens: Auch erwachsene Tiere, die z. B. viel arbeiten müssen (Diensthunde etc.), haben sehr häufig Durchfall bzw. weichen Kot. Das ist einfach durch die Stresshormone bedingt.

Kohlenhydrate/Energie

Welpen brauchen zum einen Protein-Bausteine, das haben wir schon gehört. Sie haben zusätzlich aber auch einen etwas höheren Energiebedarf als erwachsene Hunde. Die Bausteine zusammenzusetzen, kostet eben Kraft. Energie ist der Antrieb, durch den ein Welpe schnell oder langsam wächst. Zu energiereich sollte das Futter daher auch nicht sein. Deshalb muss auch nicht so viel Fett enthalten sein.

Wächst der Welpe nämlich zu schnell, kommt er u. U. nicht mit dem Bauen nach, d. h. die Knochen werden eventuell nicht so stabil. Dadurch kann es zu Haltungs- und Skelettschäden kommen.

Wichtig: Ein Welpe, der zu viel Energie bekommt, wird nicht unbedingt dick. Er wächst oft einfach nur schneller in die Höhe. Daher ist der Vergleich mit anderen Wurfgeschwistern sehr wertvoll. Sieht Ihr Welpe aus, als wäre er zwei Monate älter als seine Wurfgeschwister? Das könnte darauf hindeuten, dass Sie ihm zu energiereiches Futter geben. Um einen groben Anhaltspunkt zu haben, können Fachleute (z. B. Tierärzte) eine Wachstumskurve erstellen, auf denen das durchschnittliche Wachstum eines Hundes Ihrer Rasse aufgezeichnet ist. Daran können Sie gut erkennen, ob es starke Abweichungen gibt.

Calcium und Phosphor

Die beiden wichtigsten Mineralstoffe für den Welpen und den Junghund sind Calcium und Phosphor. Welpen brauchen mehr Calcium als erwachsene Hunde. Aber, was viele nicht wissen (auch einige Hersteller nicht): Es gibt auch einen Höchstwert für Calcium. Ich schreibe Ihnen diesen Wert hier hin, sage aber dazu: Bitte sehen Sie diese Werte als Information und versuchen Sie nicht, eine schwierige Ration für einen Welpen zu berechnen, der eventuell sogar schon erste Schäden zeigt.

Merken Sie sich nur: Es gibt einen Optimalwert und es gibt auch einen Höchstwert, bei dessen Überschreitung mit Schäden zu rechnen ist.

Mit dem, was Sie aus vorherigen Lektionen gelernt haben, können Sie vielleicht die Fütterung Ihres eigenen Hundes einmal rechnerisch nachvollziehen.

Der Optimalwert ist: 0,72 g Calcium/MJ ME, der kritische Höchstwert ist: 1,08 g Calcium/MJ ME. Schauen Sie sich die Werte an und vergessen Sie sie wieder. J

Was können Sie für die praktische Fütterung davon mitnehmen? „Viel hilft viel“ gilt für Welpen und Calcium NICHT! Wenn Sie ein Welpenfutter kaufen, dann schauen Sie, ob der Calciumgehalt mit dem anderer Futter vergleichbar ist. Ich habe schon „Welpenfutter“ gesehen, die das doppelte der verträglichen Menge enthielten! Im Zweifel bitte mit Fachleuten sprechen, denen Sie vertrauen. Besonders, wenn Sie großwüchsige Rassen zu Hause hat.

Haben wir den Calciumgehalt bestimmt, fehlt noch Phosphor. Phosphor wird immer auf Calcium bezogen, im sogenannten Calcium-Phosphor-Verhältnis. Dieses sollte beim Welpen zwischen 1,3:1 und 2:1 betragen, eher etwas zum höheren Wert hin. Darunter ist es für Welpen und Junghunde nicht mehr geeignet.

Sonstige Nährstoffe

Es gibt noch eine Reihe an Nährstoffen, z. B. Eisen und Kupfer sowie Zink, deren Bedarf bei Welpen und Junghunden etwas höher ist bzw. dessen Versorgung sichergestellt sein sollte. Auch Linolsäure, die zum Bau von Membranen verwendet wird, braucht der Hund im Wachstum mehr.

Allgemeines

Hunde sind Allesfresser und brauchen nicht von ihrer Mutter gezeigt bekommen, was fressbar ist und was nicht (im Gegensatz zur Katze). Daher ist ein übermäßiger Futterwechsel, besonders im Welpen- und Junghundealter, eher nicht so gut. Welpen können Sie so erziehen, dass sie dann „wählerisch“ sind und nur noch bestimmte Dinge fressen. Ein i. d. R. hausgemachtes Problem!

Achten Sie bei Ihrem Welpen und Junghund auf Vitalität, Allgemeinbefinden, Haut und Fell. Wenn das alles stimmt, dann brauchen Sie nicht ständig das Futter wechseln – und sollten es auch nicht tun. Im Zahnwechsel, an Welpenspieltagen etc. kommt es immer mal wieder zu leichten Veränderungen der Kotkonsistenz. Das ist „normal“ und sollte Sie nicht weiter beunruhigen. Lieber mal eine Portion Hüttenkäse übers Futter statt sofort einen Futterwechsel durchführen.