Kranke Hunde

Die Ernährung kranker Hunde ist vielschichtig und nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Eine angepasste, optimal auf eine Krankheit zugeschnittene Ernährung kann die Lebensqualität verbessern oder sogar die Überlebenszeit verlängern. Daher sollte man sich in solchen Fällen von einem Fachmann beraten lassen oder Spezialfutter kaufen, das dafür konzipiert wurde. Es gibt meines Erachtens jedoch zwei Ausnahmen, die sehr häufig vorkommen und bei denen man auch als Laie die Grundzüge verstehen kann: Übergewicht (die häufigste ernährungsbedingte Störung beim Hund!) und Durchfall.

Übergewicht

Übergewicht ist die Folge einer zu hohen Energieaufnahme. Der Hund frisst mehr, als er verbraucht. Das ist das ganze Geheimnis. Das liegt häufig an Leckerlis, die zu reichhaltig sind usw. Das ist aber hier nicht das Thema. Übergewichtige Hunde sollten, zur Gewichtsreduktion, nur 60 % der Futtermenge fressen, die sie bei Idealgewicht! bekommen würden.

Beispiel:

Ein Hund wiegt derzeit 23 kg. Sein Idealgewicht wären 20 kg.

Ein 23 kg schwerer Hund müsste von einem Trockenfutter 150 g am Tag fressen.

Ein 20 kg schwerer Hund müsste von eine Trockenfutter 120 g am Tag fressen.

Um abzunehmen müsste unser Beispielhund also nicht nur 120 g (statt 150 g) fressen, sondern sogar nur 120 x 60 % = 72 g!

Das ist eine ganze Menge. Reduziert man jetzt das aktuelle Futter einfach, dann kann es passieren, dass der Hund anfängt zu betteln, Futter zu stehlen, beim Spazierengehen alles Mögliche zu fressen etc. Daher muss das Futter, mit dem man abnehmen will (bzw. der Hund) folgende Voraussetzungen haben:

Rohfett

Der Rohfettgehalt bei Übergewicht sollte in der Ration nicht mehr als 5 % T.S. betragen. Alles, was darüber hinaus geht, hat zu viel Energie im Verhältnis zur Futtermasse. Der Hund braucht eine gewisse Menge an Futter, um das Kaubedürfnis etc. zu stillen. Das geht nur, wenn das Futter nicht zu fettreich ist.

Rohfaser

Ich habe mehrfach gesagt: zu viel Rohfasern senken die Verdaulichkeit. Genau das wollen wir aber, wenn der Hund abnehmen soll. Die Fasern legen sich um den Futterbrei im Darm, die Verdauungsenzyme können nicht mehr so viele Nährstoffe (und Energie) aus dem Futter ziehen. Gleichzeitig quillt der Futterbrei durch die Anlagerung von Wasser auf. So fühlt sich der Magen und Darm „voller“ an. Der Hund hat weniger Hunger. Nachteil: die Haufen werden deutlich größer, aber das ist gewollt.

Durchfall

Durchfall kann viele Ursachen haben. Wichtig ist: sobald das Allgemeinbefinden gestört ist, bitte zum Tierarzt gehen. Besonders bei Welpen ist erhöhte Vorsicht geboten, v. a. wenn viel Flüssigkeit verloren geht oder eventuell Blut dabei ist. Lieber einmal zu viel zum Tierarzt.

Bei harmlosen Durchfällen empfiehlt dieser oft eine Schonkost, d. h. Hühnchen und Reis. Worauf zielt diese ab? „Schonen“ heißt, dass die bei der Verdauung beteiligten Organe möglichst in Ruhe gelassen werden. Das sind v. a. die Leber, die Bauchspeicheldrüse, aber auch der Magen und Darm selber. Bei manchen Nährstoffen muss der Organismus mehr arbeiten als bei anderen. Eine Schonkost enthält mehr Nährstoffe, die leicht verdaut werden können und weniger von denen, die schwer verdaulich sind oder bei deren Verdauung die Organe mehr arbeiten müssen.

Rohprotein

Es gibt einen Proteinbedarf, unter diesen Gehalt darf die Ration nicht fallen. Aber es sollte nicht viel mehr Rohprotein enthalten sein, als dafür nötig ist. Denn: der Magen muss viel Säure produzieren, damit die Proteine denaturiert werden und die Verdauungsenzyme arbeiten können. Das belastet die Magen- und Darmwände. Um Proteine zu verdauen muss die Bauchspeicheldrüse Enzyme machen (die sog. Peptidasen). Je mehr enthalten sind, desto mehr muss sie arbeiten.

Rohfett

Fette werden durch Enzyme der Bauchspeicheldrüse und der Leber verdaut. Je mehr im Futter enthalten sind, desto mehr müssen diese beiden Organe arbeiten. Zum Transport der Fettsäuren im Darm werden Gallensäuren benötigt, die ebenfalls aus der Leber stammen. Je weniger Fette im Futter sind, desto schonender ist das Futter für den Magen-Darm-Trakt.

Rohfaser

Langsam wissen wir es: zu viele Rohfasern senken die Verdaulichkeit, d. h. die Verdauungsorgane und -enzyme müssen mehr arbeiten. Bei einer Schonkost will man genau das nicht.

Mineralstoffe

Bei Durchfall gehen oft auch Mineralstoffe verloren, v. a. Kalium. Diese Mineralstoffe sollten ersetzt werden durch einen etwas höheren Gehalt im Futter.

Allgemeines

Wichtig: die beiden Beispiele für Ernährung im Krankheitsfall sollen einen Einblick vermitteln, wie die Ernährung ein Krankheitsgeschehen durch eine angepasste Fütterung beeinflusst werden kann. Im Detail spielen aber noch weitere Faktoren eine Rolle, so dass hier nur die Grundzüge dargestellt wurden. Eines noch: eine selbstgekochte Huhn-und-Reis-Diät ist nicht als dauerhafte Ernährung geeignet, da nicht alle Nährstoffe enthalten sind, die ein Hund braucht. Hier geht es nur um die kurzfristige Linderung der gastro-intestinalen Symptome. Besser sind, bei dauerhafter Anwendung, kommerzielle Diäten, die als Alleinfutter konzipiert wurden.