Kommerzielle Futtermittel

Die beiden großen Futterkategorien, die eigentlich jeder Hundebesitzer kennt, sind Trockenfutter und Nassfutter. Wie schon der Name vermuten lässt, unterscheiden sich diese Futterarten vor allem im Wassergehalt. Aber auch ganz besonders in der Art der Herstellung.


So fing alles an

Vielleicht erzähle ich erstmal etwas dazu, wie kommerzielles Hundefutter überhaupt entstanden ist. Das gibt es nämlich bereits seit über 100 Jahren, also schon sehr lange. Und angefangen hat alles mit Trockenfutter.

So lange man mit seinen Hunden zu Hause war, war die Fütterung des Hundes kein Problem. Er bekam Tischreste und Fleischabschnitte, die kein Mensch essen mochte. Sobald man aber auf Reisen gehen wollte, hatte man ein Problem.

Fleisch und andere frische Rohstoffe waren nur aufwendig zu transportieren, benötigten viel Platz, waren schwer und meist leicht verderblich. Zudem dauerten die Reisen damals noch erheblich länger. Wer z. B. in die USA wollte, fuhr i. d. R. mit dem Schiff und brauchte dafür mehrere Wochen. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts gab es einen Herrn, der sich die Fütterung seines Hundes auf der Überseereise erleichtern wollte, James Spratt.

Spratt selbst war Elektriker, seine Eltern aber hatten eine Bäckerei, in der sie Brote und Kuchen herstellten und verkauften. Er experimentierte mit den Öfen und Zutaten und buk dann Fleischteile in einen Teig ein. Durch das Backen verflüchtigte sich ein Großteil der Feuchtigkeit aus den Rohstoffen und einzelne Zutaten hielten zusammen. Dadurch waren diese Fleischkuchen gut transportierbar und vor allem auch haltbar. Hier wird klar, wie der Begriff „Hundekuchen“ entstanden ist.

Mit den Hundekuchen konnte Spratt seinen eigenen Hund auf der langen Atlantiküberquerung ausreichend versorgen. Andere Reisende erkannten das, und nach und nach entstand ein immer größer werdendes Unternehmen daraus.


Trockenfutter allgemein

Trockenfutter war also die erste kommerzielle Hundenahrung, die es mittlerweile seit mehr als 100 Jahren gibt. Die Grundrohstoffe des Trockenfutters sind stärkehaltige Zutaten, z. B. Reis, Kartoffeln, Mais usw., die dann mit weiteren Zutaten wie Fleisch, Rüben etc. vermengt werden. Durch Hitze wird diese Grundmischung gegart und anschließend getrocknet. Wie gesagt stellte Herr Spratt das erste Hundefutter im Ofen seiner Eltern her. Es war demnach ein „gebackenes Trockenfutter“.

Trockenfutter nennt man übrigens alle Futtersorten, die höchstens 12 % Wasser enthalten. Angeben muss man als Hersteller den Wassergehalt allerdings erst ab 14 % Wasseranteil. Das ist ein bisschen verwirrend, dass es hier zwei verschiedene Werte gibt, die beide mit Wasser zu tun haben, aber so ist es ja oft im Leben, wenn der Mensch versucht ein Schema zu erstellen und Dinge hineinzupressen.

Trockenfutter ist also Futter, das nicht mehr als 12 % Wasser enthält und das in der Tradition eines Bäckerhandwerks hergestellt wird. Das erkennt man heute immer noch daran, dass viele eingesessene Trockenfutterhersteller irgendwas mit „Mühle“ in ihrem Namen haben oder deren Produkte so nennen. Deren Gebäude schauen auch genauso aus wie (etwas größere) Bäckereien: mit Silos, Förderschnecken und allem, was sonst noch dazu gehört.

Da Trockenfutter wenig Wasser enthält, ist die Energiedichte viel höher als z. B. bei Nassfutter. 100 g Trockenfutter enthalten im Durchschnitt so viel Energie wie 300 g Nassfutter. Die Fütterung mit Trockenfutter ist daher normalerweise günstiger und erklärt auch, warum insbesondere Hundehalter mit großen Hunden trocken füttern. Ich auch.

Die unterschiedliche Energiedichte hat auch praktische Relevanz, wenn Sie Futterarten mischen wollen: Füttern Sie trocken und tauschen jetzt 50 g aus gegen 50 g Nassfutter, dann bekommt Ihr Hund viel zu wenig! (Richtig wären 50 g x 3 = 150 g) Füttern Sie dagegen nass und tauschen 150 g gegen 150 g Trockenfutter aus, dann bekommt Ihr Hund viel zu viel! (Richtig wären 150 g : 3 = 50 g)

Wie schaut es mit der Haltbarkeit aus? Beim Verderb eines Futtermittels kommt es hauptsächlich auf zwei Faktoren an:

  1. Ausgangskeimgehalt im Futter
  2. Wasseraktivität im Futter
  3. (Umgebungstemperatur bei der Lagerung)

Zu 1.

Auf jedem Lebensmittel und auf jedem Futtermittel sitzen Keime, hauptsächlich Bakterien. Wenn die Keimzahlen zu hoch werden, dann verderben diese Bakterien das Futter. Je höher der Ausgangskeimgehalt ist, z. B. weil das Futter nur auf niedriger Temperatur erhitzt wurde und daher nur wenige Bakterien abgetötet wurden, desto schneller werden kritische Mengen erreicht. Das ist der Grund, warum rohes Fleisch am meisten Keime enthält und kaltgepresstes Futter i. d. R. nur sehr kurz haltbar ist.


Zu 2.

Damit sich Lebensmittelkeime vermehren können, brauchen sie Feuchtigkeit. Das ist der wichtigste Einflussfaktor! Hierbei ist nicht der Gesamtwassergehalt entscheidend, sondern wieviel von diesem Wasser frei vorliegt, also aktiv ist. Man spricht in diesem Zusammenhang vom sogenannten AW-Wert (Activity of Water). Durch das Trocknen des Futters auf Wassergehalte von 10 % oder weniger erreicht ein normales Trockenfutter einen AW-Wert, der ungefähr so hoch ist wie jener von Cornflakes oder trockenen Nudeln (ca. 0,5). Daher braucht ein Trockenfutter keine Konservierungsstoffe, da der Gehalt des aktiven Wassers so gering ist, dass es sich (theoretisch) mehrere Jahre hält – wenn es ordentlich gelagert wird. Geschmacksstoffe gehen natürlich mit der Zeit trotzdem verloren. Auch das außen aufgebrachte Fett kann ranzig werden.


Zu 3.

Die meisten Lebensmittelkeime brauchen Wasser und eine gemütliche Temperatur, um sich schnell fortzupflanzen. In einem Kühlschrank halten sich Lebensmittel aufgrund der niedrigeren Temperatur daher länger ‑ die Bakterien fühlen sich nicht mehr so wohl. Die Lagerungstemperatur hat bei Trockenfutter einen geringeren Einfluss. Dennoch sollte man einen trockenen (siehe Punkt 2.), dunklen (Ranzig werden der Fette) und auch nicht zu warmen Ort für die Lagerung des Hundefutters wählen.


Trockenfutter:

  • bis zu 12 % Wassergehalt (i. d. R. zwischen 8-10 %)
  • Wassergehalt muss nicht angegeben werden (erst ab 14 %)
  • höhere Energiedichte als Nassfutter (ca. 3 x mehr)
  • große Haltbarkeit ohne Konservierungsstoffe durch niedrigen AW-Wert
  • wichtig: extrudiertes Futter, gebackenes Futter, kaltgepresstes Futter
  • technische Anforderungen an das Produkt (Klebereiweiße, Kohlenhydrate)

Extrudiertes Trockenfutter

Die meisten Trockenfutter werden heutzutage in Extrudern hergestellt. Sie sind „extrudierte Trockenfutter“. Ein Extruder sieht ungefähr so aus:


Warum sind extrudierte Futter so beliebt? Weil sie die Futtermasse sehr gut vermischen, also eine gleichmäßige Verteilung der Rohstoffe garantieren. Ebenso werden alle Zutaten gut erhitzt und durchgegart, was für die meisten Nährstoffe von Vorteil ist, wie wir gehört haben. Die Verdaulichkeit extrudierten Futters ist hoch, ebenso die Akzeptanz und Verträglichkeit. Extrudierte Futter sind zudem lange ohne Konservierungsstoffe haltbar.

Ein Nachteil war früher, dass man in einem Extruder kein frisches Fleisch verarbeiten konnte, da die Förderschnecken sich durch den hohen Wassergehalt des Frischfleischs zugesetzt haben. Moderne Extruder können das mittlerweile aber und produzieren heutzutage Futter mit sehr hohen Frischfleischanteilen.

Wie bereits erklärt, wird ein Extruder nicht noch zusätzlich erhitzt. Die Wärme, durch die die Zutaten gegart werden, entsteht durch die Reibung und den Weitertransport der Futtermasse durch die Förderschnecke. Die Temperaturen erreichen bei der Herstellung ungefähr 115° Celsius. Je nach Hersteller manchmal auch mehr.

Danach werden noch Fette und Vitamine außen aufgespritzt, zumindest bei den guten Trockenfuttern. Das nennt man „Coating“. Die Kroketten werden so schmackhafter, die Nährstoffe werden ergänzt (zugesetzte Vitamine, sie erinnern sich) und die Fettsäuren mussten nicht schon den ganzen Garprozess überstehen. Danach kommt das Futter zum Trocknen, um die Restfeuchte noch herauszubekommen.


Gebackenes Trockenfutter

Wir haben gehört: Dieses Verfahren war das erste, das für die Hundefutterproduktion verwendet wurde. Und: Köche unterscheiden zwischen verschiedenen Garmethoden: grillen, braten, backen etc. Das macht einen Unterschied beim Aussehen des Produkts, eventuell im Geschmack und der Konsistenz. Den Rohstoffen ist es aber mehr oder weniger egal, ob die Hitze durch die Reibung im Extruder erzeugt wird oder durch einen Backofen. So gelten die Dinge, die ich für extrudiertes Futter gesagt habe, auch annähernd für gebackenes Futter.

Auch beim Backen werden hohe Temperaturen erzeugt. Statt durch eine Matrize gepresst und abgeschnitten zu werden, wird die Futtermasse (der Teig) hier „ausgestochen“ und dann im Ofen erhitzt (gebacken). Genau wie im Extruder auch müssen Klebesubstanzen vorhanden sein, die die gebackenen Stücke zusammenhalten (meist sogar noch etwas mehr als bei extrudiertem Futter). Traditionell enthält gebackenes Futter daher häufig viel Getreide und andere Kohlenhydratquellen. Doch: Genau wie Low-Carb-Kuchen für den Menschen mittlerweile in Mode sind, haben sich auch die Hersteller gebackener Hundenahrung weiterentwickelt. Getreide wird immer wieder in einzelnen Sorten reduziert. Aber Kohlenhydrate sind selbstverständlich trotzdem vorhanden (und das ist ja auch gut so).


Kaltgepresstes Trockenfutter

„Kaltgepresst“ verbindet man gemeinhin mit hochwertigen Lebensmitteln und einem schonenden Herstellungsprozess. Wie schaut es beim Hundefutter aus? Das „Pressen“ (Pelletieren) kommt ursprünglich aus der Fütterung der Nutztiere. Fein gemahlene, trockene Rohstoffe werden befeuchtet und mit Druck zu einem Pellet „verpresst“. Die Temperaturen sind hier sehr viel geringer als z. B. beim Extrudieren, daher der Name „kaltgepresst“. Die Rohstoffe sind nicht so großen Temperaturen ausgesetzt.

Aber haben wir nicht gesagt, dass Temperatur auch gut ist? Ja! Bezüglich der Vitamine, einverstanden, da bleiben sicher mehr erhalten als bei anderen Verfahren, die mit höheren Temperaturen arbeiten. Aber die Verdaulichkeit der Rohstoffe ist dagegen u. U. geringer. Und das zeigt auch die Erfahrung: Manche Hunde vertragen kaltgepresstes Futter nicht so gut und haben häufigeren Kotabsatz. Wenn wir schon beim Thema Temperaturen sind: Kaltgepresstes Futter verträgt nur sehr wenig Feuchtigkeit beim Pressen, da sonst die Pellets wieder auseinanderfallen würden. Die trockenen, vermahlenen Rohstoffe dürfen nur leicht feucht sein, damit sie beim Pressen zusammenhalten. Und wer ein solches Pellet in der Hand hält merkt: Sie zerfallen auch ganz leicht wieder. Die Verarbeitung von Frischfleisch ist daher nicht möglich.

Stattdessen wird auf Fleischpulver zurückgegriffen. Das machen andere Hersteller auch, die Frischfleisch im Extruder verwenden ‑ aber nur zusätzlich. Und Fleischpulver muss bei Temperaturen von mind. 125° C erhitzt worden sein, damit es überhaupt gehandelt werden darf. 125° C? Das ist ja höher als bei der Herstellung im Extruder! Ja, genau. Da macht es dann keinen Unterschied mehr, dass danach nur 40-50° C auf das Futter einwirken – zumindest auf den Bestandteil „Fleisch“. Oder was denken Sie dazu?

Und wie schaut es mit der Haltbarkeit aus? Durch die niedrigeren Temperaturen wird der Ausgangskeimgehalt (Erinnern Sie sich?) möglicherweise nicht so stark reduziert wie bei gebackenem oder extrudiertem Futter. Die Haltbarkeit liegt daher bei den meisten Sorten bei ungefähr einem halben Jahr (im Gegensatz zu etwa zwei Jahren bei den anderen Verfahren).


Nassfutter

Während Trockenfutter, wie besprochen, in der Tradition des Bäckerhandwerks steht, so ist Nassfutter eher der Metzgerei zuzuordnen. Das bedeutet aber nicht, dass eine Futterart besser ist als die andere! Wie wir wissen, muss alles über 14 % Wassergehalt angegeben werden. Daher sehen wir bei Nassfutter immer genau, wieviel Wasser eigentlich drin ist, Hunde-Nassfutter enthält i. d. R. ungefähr 75 %. Das ist eine ganze Menge. So ist auch zu verstehen, warum Nassfutter im Schnitt nur 1/3 der Energiemenge von Trockenfutter aufweist.

Wichtig noch: Der Gesamtwassergehalt muss zwar angegeben sein, Wasser als Inhaltsstoff jedoch nicht. Was heißt das?

Wenn Sie eine Zusammensetzung lesen, also z. B. „Rindfleisch 50 %, Kartoffel 20 % ….“, alles zusammenzählen und NICHT auf 100 % kommen, dann ist der Rest ganz einfach Wasser, das zugesetzt wurde. Ungefähr 25 % Wasser kommen zu den eigentlichen Zutaten dazu, damit alles gekocht werden kann. Und was ist mit „Fleischbrühe“, „Alpenquellwasser“, „Rinderbouillon“? Nun, manchmal trifft der folgende Spruch einfach genau ins Schwarze: Alle kochen mit Wasser (nur manche nennen es anders)!

Nassfutter wird in Dosen abgefüllt (oder Pouchbeutel und andere exotische Verpackungen) und darin gekocht. Im Gegensatz zu Trockenfutter muss die Futtermasse daher nicht aus eigener Kraft zusammenhalten, sie liegt ja in der Verpackung. Hier haben wir einen grundsätzlichen Unterschied zu Trockenfutter. Denn: Bei der Erstellung der Rezeptur eines Trockenfutters ist man nicht völlig frei. Man muss immer im Hinterkopf behalten, dass am Ende die Kroketten oder Pellets zusammenhalten müssen, da sie frei im Futtersack liegen. Es gibt daher technologische Anforderungen an das Trockenfutter-Produkt. (Diese Anforderungen sind aber so, dass sie nicht im Widerspruch stehen zu einer bedarfsgerechten Konzeption der Rezeptur ‑ dennoch sind sie vorhanden.)

Bei Nassfutter ist man dagegen völlig frei und kann sich nur auf die bedarfsgerechte Zusammenstellung der Ration konzentrieren. Die Höhe des Fleischanteils u. ä. ist hier aus diesem Grund nicht limitiert. So können sogar Reinfleischdosen produziert werden, in denen nichts anderes außer Fleisch ist (wir wissen aber, dass das für Hunde gar nicht optimal ist – zumindest als Dauerration). Und so sieht das ungefähr aus:


Wie schaut es mit der Haltbarkeit aus? Braucht Nassfutter Konservierungsstoffe? Nein! Wie wir eben gehört haben, werden die Zutaten gekocht, in Dosen abgefüllt und verschlossen. Zudiesem Zeitpunkt sind natürlich noch Keime in der Futtermasse (so wie auf allen Gegenständen und Rohstoffen immer Keime sitzen). Die Dosen werden dann kurz (wenige Minuten) bei ca. 120° C erhitzt, d. h. sterilisiert. Dadurch werden die Keime im Inneren der Dose zerstört und da keine neuen Keime dazukommen, hält sich das Futter trotz des hohen Wassergehalts lange. Es gibt ja Konserven, die sogar 10 Jahre MHD aufgedruckt haben. Klar: Wo keine Keime sind, können sich auch keine vermehren.

Sobald die Dose allerdings geöffnet wurde, sollte sie zügig verbraucht werden. Im Kühlschrank hält sie sich noch am ehesten. Sie erinnern sich? Die Umgebungstemperatur bei der Lagerung spielt eine Rolle beim Wachstum der Keime, die sich sofort auf das Futter „stürzen“, sobald die Dose offen ist. Aber nach Möglichkeit des Futter nicht kühlschrankkalt verfüttern. Aber das ist Ihnen sicherlich ohnehin klar.

Nassfutter:

  • um die 75 % Wassergehalt
  • Wasser als Inhaltsstoff muss nicht angegeben werden (ungefähr 25 % werden zugesetzt)
  • niedrigere Energiedichte als Trockenfutter (ca. 3 x weniger)
  • Haltbarkeit durch Sterilisation unter Luftabschluss (keine Konservierungsstoffe)
  • keine technischen Anforderungen an das Produkt (Nassfutter muss nicht ‚von alleine‘ zusammenhalten)

Halbfeuchtes Futter

Halbfeuchtes Futter (oder „Softfutter“) dürfen Sie sich vorstellen wie extrudiertes oder gebackenes Trockenfutter, das ganz einfach nicht auf einen so niedrigen Wert heruntergetrocknet wurde. Der Wassergehalt liegt hier meistens um die 18 %, also in etwa doppelt so hoch wie bei herkömmlichem Trockenfutter. Manche Hersteller lassen sogar noch etwas mehr Wasser im Produkt und nennen es dann „Super-Soft“. Der höhere Wassergehalt führt u. U. dazu, dass die Akzeptanz etwas erhöht wird, Ihre Hunde das Futter also gerne fressen. Denn: Wenn etwas feucht ist, dann riecht es eben intensiver ‑ denken Sie an einen Waldspaziergang nachdem es geregnet hat.

Zugegeben, die Konsistenz der halbfeuchten Futterkroketten erinnert mit Phantasie auch an Fleisch. Aber: Die Konsistenz hat etwas mit dem Wassergehalt zu tun und nichts mit dem Fleisch, das enthalten ist. Es ist quasi eine „haptische Täuschung“. Wenn man die Zusammensetzung aber genauer anschaut, dann sieht man: Halbfeuchtes Futter enthält manchmal (aber nicht zwangsläufig) schon etwas mehr Frischfleisch als die extrudierten oder gebackenen Futter. Wie geht das? Und: Haben wir nicht vorhin gesagt, dass die Haltbarkeit des Trockenfutters vom AW-Wert abhängt, also dem enthaltenen freien Wasser? Genau, und das hängt auch zusammen.

„Die Konsistenz von halbfeuchtem Futter hat etwas mit dem Wassergehalt zu tun und nicht mit dem enthaltenen Fleisch. Das ist eine `haptische Täuschung‘.“

Sieht man sich die Zusammensetzung der halbfeuchten Futter genauer an, dann sieht man manchmal einen höheren Anteil Frischfleisch (wobei der Proteingehalt dagegen eher normal oder sogar niedrig ist – dazu mehr in einer kommenden Lektion über „Deklaration“). Der Gesamtwassergehalt liegt über 14 % und muss demnach ausgezeichnet werden. Wenn so viel Wasser drin ist, wie ist das Futter dann haltbar? Lesen Sie die Deklaration einfach weiter. Hoppla! Da ist ja eine ganze Menge zugesetzt, viel mehr als wir es von (gutem) Trockenfutter gewöhnt sind. Schauen Sie sich ruhig mal die Zusammensetzung eines solchen Softfutters genauer an.

Und Zusatzstoffe sind i. d. R. auch erheblich mehr drin, als wir es erwarten würden. Um die Haltbarkeit trotz des hohen Wassergehalts gewährleisten zu können, müssen hier nämlich auf einmal wieder Konservierungsstoffe rein (manchmal Konservierungsstoffe genannt, manchmal Antioxidantien, häufig beides).

Und natürlich Emulgatoren, die das Wasser irgendwie in Form halten. Diese Emulgatoren führen dazu, dass sogar die Verdaulichkeit solcher Futter meist schlechter ist als bei herkömmlichem Trockenfutter, es wird weniger gut vertragen. Aber es hält die Kroketten zusammen, wodurch sich auch der womöglich etwas höhere Frischfleischgehalt erklären lässt. Sobald das Softfutter aus der luftdichten Hülle aber entnommen wurde, trocknet es schnell aus. Und zwar auf einen niedrigeren Wassergehalt als bei anderen Trockenfutterarten (weil das Wasser eben anders gebunden war).

Fazit: Ja, es gibt eine Berechtigung für halbfeuchtes Futter, es schmeckt vielen Hunden und hat eine fleischähnliche Konsistenz, die aber nichts mit Fleisch zu tun hat. Sie enthalten meist sehr viel mehr Zusatzstoffe als vergleichbare extrudierte oder gebackene Futtersorten. Auch enthalten sie Konservierungsstoffe und Emulgatoren, die die Verdaulichkeit und Verträglichkeit sogar reduzieren können. Aber vergleichen Sie einfach mal selbst die Deklarationen.

Halbfeuchtes Futter:

  • um die 18-25 % Wassergehalt
  • höherer Fleischanteil möglich
  • hohe Akzeptanz
  • braucht Konservierungsstoffe und Bindemittel
  • d. R. sehr viele Zusatzstoffe